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Fessenheim

Badische Zeitung vom Samstag, 15. Dezember 2007

Heitersheim statt Bali

Umweltministerin Tanja Gönner sprach in Heitersheim auch zum Thema Atomkraft

Bildunterschrift

(FOTO: SABINE MODEL)

Von unserer Mitarbeiterin Sabine Model

HEITERSHEIM. "Ich bin nicht bei der Klimakonferenz in Bali, weil ich einen Termin in Heitersheim habe", scherzte Umweltministerin Tanja Gönner bei der Einweihung der Photovoltaikanlage auf dem städtischen Bauhofdach. Über Baden lache die Sonne, zitierte die Schwäbin launig. Sie freue sich aber noch mehr, wenn profitabler Klimaschutz betrieben werde. Klare Worte fand die Juristin im Anschluss beim gut besuchten Vortrag im "Löwen".

Sie dürfe nicht immer 2,7 Millionen Euro mitbringen wie 2006 beim Rückhaltebecken, räumte Gönner ein. Die Umweltpolitik schaffe aber durch die Stromeinspeisevergütung wirtschaftliche Anreize. Die Stadt Heitersheim habe deshalb auf eigene Rechnung eine 30- kWp-Anlage auf das zuvor gedämmte Bauhofdach installiert, bestätigte Bürgermeister Jürgen Ehret. Der Unternehmer und Photovoltaik-Pionier Johannes Heiss hatte dazu animiert. "Und als klar war, dass sie kommen, sind alle gerannt", versicherte er und lobte Firmen, Bauhof, Feuerwehr, Stadtbaumeister sowie die Badenova, die bei der Projektierung half.

Gleichzeitig nimmt die Stadt drei weitere Regiosonne-Anlagen auf dem Kindergarten Sulzbachhaus, dem Bürgerhaus Gallenweiler und der Kläranlage Grißheim mit zusammen 56 kWp offiziell in Betrieb. Das ist ein Zeichen guter kommunaler Partnerschaft, fand Badenova-Vorstand Mathias Nikolay, der mit dem Freiburger SC-Präsidenten und gefühlten "Solarbotschafter" Stocker gekommen war. Im Korb der Feuerwehr-Drehleiter schwebte Nikolay mit der Umweltministerin und Bürgermeister Ehret in den Nachthimmel, um die Licht gefluteten Dünnschicht-Module von oben zu betrachten.

Im "Löwen" warteten derweil viele Bürgerinnen und Bürger, die der Einladung des Stadt- und Kreisverbandes sowie der Kreistagsfraktion der CDU gefolgt waren. "Das Energiespar-Thema ist bei den Menschen angekommen", stellte Gönner fest. Das erneuerbare Wärmegesetz strebe 20 statt derzeit sechs Prozent regenerative Wärme an. Von 2010 an will Baden-Württemberg 2,3 Millionen Wohngebäude energetisch durch ersatzweise Erfüllung über ein Förderprogramm sanieren und 50 Prozent Energie einsparen. Zwei Drittel der Bauten seien vor 1978 entstanden und verursachen 90 Prozent des Kohlendioxids.

"Wir müssen 50 Prozent erneuerbare Energien erreichen, bevor wir Atomkraft abschalten", verteidigte Gönner die Rücknahme der Laufzeitverkürzung. Es mache keinen Sinn, Kernenergie durch Kohlekraftwerke zu ersetzen, die dann wieder 40 Jahre laufen. Mit dem Sicherheitsvergleich 2009 in Fessenheim habe man für die Region viel erreicht. Betriebsführung und Organisation sind unter dem Fokus "Mensch und Technik" ins Visier zu nehmen. Gönner warnte davor, die neue Transparenz der Informationspolitik für Klagen auszunutzen und so Vertrauen zu verspielen. Für sie sei es fraglich, dass man Fessenheim auf diese Weise vom Netz bekomme.

 © 2007 Badische Zeitung