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Fessenheim

Badische Zeitung vom Samstag, 11. August 2007

Freiburger sind in Wechsellaune
Ökostrom boomt: Badenova gerät weiter unter Konkurrenzdruck

Bildunterschrift

Saubere Sache: Auf dem Dach des Badenovastadions sorgt die Sonne für den beliebten Solarstrom.

(FOTO: BRIGITTE SASSE)

Von unserem Redakteur Joachim Röderer

Für Badenova, den lokalen Grundversorger, wird der Konkurrenzdruck auf dem Markt der Stromanbieter immer größer — und das von zwei Seiten: Etliche Freiburger wechseln zu den Billig-Stromanbietern, andere wiederum entscheiden sich bewusst für Ökostrom. Die beiden großen Ökostromanbieter Lichtblick aus Hamburg und die Elektrizitätswerke Schönau (EWS) haben allein in den vergangenen drei Monaten in Freiburg zusammen 800 neue Kunden gewonnen. Der Ruf nach einem eigenen Badenova-Ökostrom-Angebot wird deswegen immer lauter.

Die Verbraucherzentralen heizen derzeit die große Stromanbieter-Debatte durch eine bundesweite Kampagne noch an: "Wir wollen die Verbraucher zum Wechseln ermuntern, um damit zu zeigen, dass sich die Kunden nicht alles bieten lassen" , sagt Beate Weiser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Erst diese Woche haben Medien wie die BildZeitung und Spiegel Online Vergleichstabellen veröffentlicht, wo auch jeder Freiburger herauslesen kann, bei welchem Anbieter er wie viele Euro sparen kann. Gleichzeitig haben die Klimadebatte und die jüngsten Zwischenfälle im Kernkraftwerk Krümmel viele Stromkunden zum Nachdenken gebracht — und offenbar auch zum Wechsel des Stromanbieters, wie BZ-Recherchen zeigen.

3500 der insgesamt 55 000 Kunden der Elektrizitätswerke Schönau (EWS) leben in Freiburg. Tendenz deutlich steigend, wie Geschäftsführerin Ursula Sladek berichtet: Im Mai wechselten 82 Freiburger Strombezieher zu den "Stromrebellen" aus dem Südschwarzwald, im Juni 115 und im Juli dann sogar 182. Der bundesweit größte Ökostromanbieter Lichtblick aus Hamburg (305 000 Kunden) beliefert 1725 Freiburger Haushalte — allein 424 sind hier seit Mai neu hinzugekommen. Umgerechnet auf Einwohner (2,2 kommen rein statistisch auf jeden Haushalt) bedeutet das: 1700 Freiburger sind allein im vergangenen Vierteljahr via EWS und Lichtblick zu Nutzern von grünem Strom geworden. Das entspricht der Einwohnerzahl des Stadtteils Günterstal.
Badenova modifiziert sein
Regiostrom-Angebot

Rechenbeispiele für Zwei-Personen-Haushalte (siehe Infobox) zeigen, dass sowohl Lichtblick als auch die Schönauer Stromrebellen mit ihrem Preis unter dem Badenova-Normalstrom liegen. Mittlerweile habe sich auch herum gesprochen, dass ein Anbieterwechsel eine einfache Sache sei, berichtet Ursula Sladek von den EWS: "Viele haben lange die Scherereien, wie man sie viele vom Wechsel des Telefondienstleisters kennen, auch auf den Strom übertragen" , berichtet sie. Diese Ängste seien nun offenbar weg.

Freiburgs Kommunalpolitikern sehen Handlungsbedarf beim regionalen Energieversorger "Die Badenova ist in Verzug" , klagt Grünen-Stadtrat Eckart Friebis und drängt auf ein eigenes Ökostrom-Angebot des regionalen Versorgers. Friebis erinnert auch an den Beschluss des Freiburger Gemeinderates, schnellstmöglich alle städtischen Gebäude in Freiburg auf Regio- oder Ökostrom umzustellen.

Badenova arbeitet am Problem. Das Unternehmen will zum kommenden Jahr ein modifiziertes Regiostrom-Modell vorstellen, sagt Pressesprecher Erich Möck, Das bisherige Regiostrom-Angebot habe ein "Kommunikationsleck" , so Möck. Es ist nicht so ganz einfach zu erklären: Regiostrom liefert "Normalstrom" gegen einen Aufpreis von 1,8 Cent pro Kilowattstunden, die wiederum direkt in den Ausbau der regenerativen Energien fließen.

"Wir fühlen uns nicht unter Druck, sind aber in einem lebhaften Wettbewerb" , beschreibt Erich Möck die Lage. In den zehn Jahr seit der Liberalisierung habe die Badenova 8000 und damit sechs Prozent Kunden verloren — was im Bundesschnitt liege. Die aktuellen Zahlen sind da allerdings noch nicht eingerechnet. Möck ärgert sich über die Kampagne der Verbraucherschützer, die er als "zu platt" empfindet. "Man muss nicht nur auf den Preis, sondern auf Preis und Leistung achten" . Als regionaler Anbieter sorgt Badenova für Arbeits- und Ausbildungsplätze, sponsert Sport und Kultur. Und bringt den am Unternehmen beteiligten Kommunen Geld. Für die Stadt Freiburg bedeutet das: 20 Millionen Gewinnanteil pro Jahr, 12 Millionen Konzessionsabgabe plus der Einnahmen aus der Gewerbesteuer.
Siehe Münstereck

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Stromanbieter-Vergleich

Preise für einen Zwei-Personen-Haushalt mit einem Verbrauch von 2000 Kilowattstunden pro Jahr (ohne Angebote, die Vorauszahlungen erfordern).
Ökostrom/Regiostrom:

Billigster Anbieter: Eprimo PrimaKlima 415 Euro pro Jahr. Zum Vergleich: Lichtblick 464 Euro, Elektrizitätswerke Schönau 468 Euro, Badenova-Regiostrom 516 Euro.
Standardstrom:
Billigster Anbieter 1-2-3energie (Tarif privat direkt) 397 Euro. Zum Vergleich: Badenova Standardstrom medi 481 Euro. Preisrechner im Internet: http://www.verivox.de . Tipps zum Anbieterwechsel: http://www.verbraucherzentrale.de

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