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Pressemitteilung

Fessenheim

Badische Zeitung vom Samstag, 15. April 2006

RHEINGEFLÜSTER

“Fessenheim soll bald vom Netz” titelte die Badische Zeitung vor knapp zwei Jahren und gab damit das einstimmige Votum des Gemeinderats wider. Getan hat sich seither nicht viel, der Atommeiler läuft weiterhin, es gibt immer wieder Störfälle, die Sorge in der Bevölkerung ist berechtigterweise nicht kleiner geworden. Nein, es gibt sogar das Bestreben, die Laufzeit des Kernkraftwerks noch zu verlängern.
Der Breisacher Gemeinderat will weiterhin, dass Fessenheim abgeschaltet wird, dem trinationalen Atomschutzverband Tras, der dieses Ziel auf rechtlichem Wege erreichen möchte, will man allerdings nicht beitreten. Die deutsch-französische Freundschaft könnte Schaden nehmen, so die Befürchtung. Ein wenig verwunderlich ist diese Argumentation schon — schließlich ist Tras keine rein deutsche Einrichtung und auch in Frankreich gibt es Bedenken gegen den weiteren Betrieb des Atommeilers. Ob diese Nachbarn es wirklich als unerwünschte Einmischung werten würden, wenn Breisach sich der Tras angeschlossen hätte? Rücksichtnahme auf die Befindlichkeit von Freunden ist immer sinnvoll. Aber wenn selbst Maurice Zimmerlé, Bürgermeister der Schwesterstadt Neuf-Brisach, es begrüßen würde, wenn ein Mitglied von Tras in der Überwachungskommission von Fessenheim (CLS) dabei wäre, erscheint die deutsche Zurückhaltung doch ein wenig übertrieben. Zimmerlé hat mit seinem Statement klargemacht, dass sich eine Mitgliedschaft in der Tras und in der Überwachungskommission CLS nicht ausschließen. Wenn nicht nur der Landkreis, sondern auch Breisach in der Kommission vertreten ist, ist dies sicher nicht verkehrt, ein schnellere Information über Vorkommnisse im AKW Fessenheim ist allemal wünschenswert. Ob Tras Erfolg haben wird mit einer Klage, wird die Zukunft zeigen. Doch nachdem die Resolutionen der Gemeinderäte in Südbaden bislang nicht gerade viel gebracht haben und die Politik sich nach wie vor bedeckt hält, wäre der Beitritt eine zusätzliche Möglichkeit gewesen, der Besorgnis der Bevölkerung Ausdruck zu verleihen — auch 20 Jahre nach dem Atomunfall in Tschernobyl ein passender Schritt.
Agnes Pohrt

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