Aktuell

Pressebericht

Fessenheim

Badische Zeitung vom Dienstag, 7. Dezember 2004

Noch keine Ruhe unter der Erde
Mehrere Nachbeben nach dem heftigen Erdbeben vom Sonntag

Von unserem Redakteur Gerhard Kiefer 

FREIBURG. Dem heftigen Erdbeben in der Nacht zum Sonntag bei Waldkirch sind weitere, aber schwächere Nachbeben gefolgt. Obwohl größere Schäden ausgeblieben sind, rechnen Versicherungen dennoch mit einem Schaden von rund zehn Millionen Euro.

Schon bis Montagnachmittag zählte Wolfgang Brüstle, der Freiburger "Erdbebenpapst", weit mehr als 100 kleine Erdstöße, darunter zehn mit Werten zwischen 2 und 2,7 auf der Richterskala. Doch keine seismographische Aufzeichnung deute auf ein mögliches zweites starkes Erdbeben hin, betonte der Chef des Erdbebendienstes des Freiburger Landesamtes für Geologie, Rohstoffe und Bergbau: "Vorbeben sind Nachbeben nie." Brüstle nimmt trotz etlicher Erdbeben in den vergangenen Jahren nicht an, dass diese Naturereignisse jetzt häufiger in der Region auftreten. "Zufall", sagt er dazu. Der Oberrhein sei nun einmal eine der seismisch aktivsten Zonen Deutschlands.
Präzise bestimmt ist mittlerweile das Zentrum des Bebens am frühen Sonntagmorgen. Es liegt laut Brüstle in zwölf Kilometer Tiefe unter dem Dreieck zwischen Waldkirch, St. Peter und Simonswald, also im Kandelwald. Die Stelle auf der Erdoberfläche, die direkt über dem Herd eines Bebens liegt, nennt man "Epizentrum". Rund um den Kandel haben gestern Experten aus Erlangen, Freiburg, Potsdam und Stuttgart mit der Erforschung der Ursache des Erdstoßes begonnen. Sie installierten, in Ergänzung des lokalen Messwerks, in einem Umkreis von 20 Kilometern um das Epizentrum 13 zusätzliche Messstationen. Sie sollen die Nachbeben aufzeichnen und so Erkenntnisse liefern, wie an dieser Stelle der Riss in der Erdkruste ( "Verwerfung" sagen die Geologen dazu) verläuft und wie er sich entwickeln könnte.

Bei den Sparkassen-Versicherungen ...

Katastrophenschutzpläne, die sich an der nominellen Stärke eines Erdbebens orientieren, gibt es im Regierungspräsidium Freiburg nicht, sagt dessen Mitarbeiter Christian Leiberich. Ausgelöst würden Rettungsmaßnahmen von seiner Behörde ausschließlich aufgrund der genauen Beurteilung des Einzelfalles.

Anne Laszlo vom Kernkraftwerk Fessenheim betonte, die Kontrollgeräte der Anlage reagierten auf Erschütterungen wie auch auf Luftdruck- und Temperaturschwankungen. Die Druckwellen des Waldkircher Bebens jedoch seien nicht stark genug gewesen, um Alarm auszulösen. Badische und elsässische Bürgerinitiativen forderten erneut, Frankreichs ältestes Atomkraftwerk abzuschalten. 

Erdbeben-Informationen: www.lgrb.uni-freiburg.de/lgrb/aktuell/aktuelleerdbeben.

 © 2004 Badische Zeitung